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Eine Hand inmitten der
Bedrohung
Liebe Freunde
Während der Beratungssitzung begegnet die Person einem Bild: Ich bin wie ein
kleines Schiffchen, das sich auf dem Ozean befindet. Ich bewege mich nur entlang der
Küste, eingeschränkt. Draussen sind die grossen Wellen und die Schwärze der See. -
Die Wellen bedrohen mich. Die Wellen, das ist das Müde in mir, meine Hilflosigkeit, das
Depressive, das Schwache, das unangenehm Bedürftige. Die Wellen stehen für die so
nutzlose Seite in mir, die mir keinen Beifall einbringt, die Seite in mir, die ich
verachte, ja, der gegenüber ich feindlich gesinnt bin.
Viel lieber bin ich aktiv, ich kämpfe gegen alles, was ich als schwach und sinnlos
empfinde. Ich halte auf diese Weise die Wellen unter Kontrolle, streng darauf bedacht,
dass kein anderer Mensch sieht, wie diese in mir toben. Noch habe ich sie unter Kontrolle,
doch ich erfahre seit einiger Zeit schmerzlich, dass ich dazu die Kraft nicht mehr habe.
Es gibt Momente, da schlagen diese Wellen über meinem kleinen, sicheren Schiffchen
zusammen. Ich spüre, ich bin machtlos, ich habe die Kontrolle nicht mehr, die Wellen
erscheinen mir übermächtig. Angst kommt auf, und es ist mir peinlich. Am liebsten würde
ich jetzt im Boden versinken oder diese Wellen in mir, diese mühsame, schwache Seite in
mir, packen und wegschmeissen. Ich bin am Ende.
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu
sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus,
ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Und als sie in das
Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind.
Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte
sich der Wind.
Matthäus 14, 30-32
Vielleicht ist es gut, wenn ich jetzt nicht weiterlese und einen Moment die Stille suche.
Ich lese nochmals den Bericht dieser Person. Die Worte werden mich berühren und ich komme
in Kontakt mit mir selber, mit meiner eigenen Situation. Und ich lasse die zitierten Verse
aus dem Matthäus- Evangelium auf mich wirken...
Nicht nur diese Person hat eine Seite in sich, der sie nicht gerne begegnet. Wir alle
haben eine solche. Eine hintergründige Seite, die wir als schwach anschauen oder die
Schmerz auslöst, wenn wir ihr begegnen. Und wir alle haben so unsere Methoden, wie wir
uns vor der Begegnung mit dieser hintergründigen Seite zu schützen suchen. Die Person
oben versucht, sich vordergründig durch Aktivität, Stärke zeigen und durch Kontrolle
vor der hintergründigen Seite zu schützen.
Petrus weicht der Bedrohung des Wassers und des starken Windes nicht aus. Im Vertrauen
begegnet er beidem, tut Schritte und bewegt sich auf etwas hin, was eigentlich zur
Katastrophe führen müsste. Herr, wenn DU es bist, dann... Jesus Christus
baut keine Brücke über das Wasser und stillt auch nicht den Wind, sondern streckt ihm
INMITTEN DER BEDROHUNG UND DER ANGST seine Hand entgegen und ergreift ihn.
Wasser und Wind symbolisieren die für uns bedrohliche, mühsame, verletzte Seite in uns.
Wie oft haben Menschen schon gebetet: Gott, nimm mir die Angst, nimm mir meine schwache
Seite, nimm mir meine Verletzung! Sie haben verschiedene Mittel ausprobiert,
psychologische und geistliche, um diese Seite los zu werden.
Wandlung beginnt da, wo ich anfange meiner hintergründigen Seite zu begegnen. Ein erster
Schritt auf dem Wasser ist, dass ich gewahr werde, dass es auch in mir eine
hintergründige Seite gibt. Und schon bei diesem ersten Schritt spüre ich den Wind, der
mich bedroht; Stimmen in mir, Ängste, die mich vor solchen Schritten abhalten möchten.
Und an dieser Stelle, INMITTEN DER BEDROHUNG UND DER ANGST, streckt Jesus Christus mir
seine Hand entgegen und ergreift mich - und der Wind legt sich, und das Wasser trägt -
Die Bedrohung von Wasser und Wind nehmen ab, aber sie sind immer noch da, das Wasser und
der Wind, die hintergründige Seite in mir, das Mühsame. Es ist nicht weg, Gott hat es
mir nicht genommen, aber es wird verwandelt. Dort wo ich anfange Schritte zu tun in eine
Richtung, die mir bis anhin verborgen war, empfinde ich nicht mehr die Bedrohung, nicht
mehr die Angst, nicht mehr den Schmerz, nicht mehr das Peinliche, nicht mehr das Versagen.
Es ist immer noch da, aber es wandelt sich. So wirkt Gott in seiner Liebe an uns. Es ist
ein Geheimnis.
Anmerkung: Dies ist ein kurzer Ausschnitt aus einem langen Wandlungsweg.
Jeder Gedanke und jeder Schritt in eine neue Richtung gleicht einem Schritt auf das
Wasser. Viele solcher kleiner Schritte ergeben einen Weg, der von belastenden Symptomen
befreit.