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Beziehungs-Systeme bewegen

Das Bundesamt für Statistik zeigt auf: 41 Prozent Scheidungen im letzen Jahr, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Eine aktuelle Studie der Universität Fribourg belegt, dass von den verbleibenden 59 Prozent ein Viertel als innerlich distanziert, unzufrieden oder gar als zerrüttet beschrieben wird. Ab ungefähr dem 45. Altersjahr steigt diese Zahl auf fast 50 Prozent. Erfahrungsgemäss verändert sich der Umgang eines Paares miteinander – ohne Hilfe von aussen – mit den Jahren kaum.

Es stimmt mich nachdenklich, wenn ein Ehepaar aus einer verfahrenen Situation heraus in die Beratung kommt und diese dann nach drei, vier Sitzungen mit seufzenden Worten abbricht: "Mit Gottes Hilfe und Gebet werden wir es auch weiterhin schaffen." Einmal mehr ist eine Chance verpasst wo man es hätte wagen können, einer Konfliktsituation und darin seinen eigenen Anteilen zu begegnen. Aber das ist Gott sei Dank selten der Fall. Die meisten Paare, welche den Schritt in die Beratung wagen, sind motiviert und bleiben dran. Sie stellen sich selbst in Frage, suchen nach den eigenen Anteilen, wie sie selbst zu Konflikten und Spannungen beitragen. Daraus ergeben sich Möglichkeiten für neue Wege auf denen der Beistand von Gott erfahrbar wird, Frucht erwächst und für alle beteiligten letztlich befreiend wirkt.

Die Scheidungsstatistik ist erschreckend. Und bis es zu einer Scheidung kommt, geht für die Paare eine mühsame und verletzende Zeit voraus. Nach aussen aber wird oft lange ein gutes Bild aufrecht erhalten. Andere sollen nicht mitbekommen, wie es bei uns wirklich ausschaut. Man schämt sich, kommt sich minderwertig vor, es nicht geschafft zu haben. Alle anderen haben es ja so schön. Aber der Schein trügt. Die Realität in den so harmonisch erscheinenden Beziehungen sieht, öfter als wir zu denken wagen, bedenklich aus, auch in christlich-gläubigen Ehen. Und dies, obwohl fast allen bewusst ist, dass Konflikte in jeder Beziehungsform mit dazu gehören. Die Frage ist nur: Wie gehen wir konstruktiv mit Konflikten um?

Träge, eingefahrene oder erstarrte Beziehungs-Systeme durch gezielte Fragen in Bewegung bringen.

Die Fragen auf der folgenden Seite können Anstösse sein für Ihre persönlichen Beziehungen. Es sind nicht Fragen, auf die man schnell eine Antwort findet. Diese sind vielmehr gedacht, etwas anzustossen, vielleicht etwas in Bewegung zu bringen. Ehe- und andere Beziehungssysteme verharren oft in einer gewissen Trägheit. Solche Systeme müssen manchmal von aussen angestossen werden, damit etwas in Bewegung kommt. Vielleicht löst die Bewegung so etwas wie ein chaotischer Zustand aus, die Schein–Ruhe wird gestört. Aber bedenken Sie, ein Chaos kann sich neu ordnen zu etwas, was vorher als undenkbar galt. Haben wir den Mut etwas in Bewegung zu bringen und bitten wir Gott dabei um seinen Beistand und Schutz. Haben wir den Mut, uns selbst und unsere Beziehungssysteme mit Fragen zu belegen.

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«Wie könnte ich eine Konfliktsituation bewusst produzieren? Welche mir vertrauten Verhaltensweisen könnte ich dazu einsetzen?» Oft ist es schwierig, direkt in einer Konfliktsituation etwas zu verändern, d.h. sich anders zu verhalten, als die gewohnten Muster. Stellen Sie sich zu Friedenszeiten also ruhig mal die obige Frage. Mit den alten Verhaltensmustern bewusst den Weg der Versöhnung gehen. Konkret heisst dies, nach diesen fragen, diesen begegnen, sich anfreunden damit. Diese Verhaltensweisen gehören zu uns, sind vertraut und bieten Schutz. Wo wir diese "einfach" durch neues Verhalten ersetzen möchten, kommt dies gleich einem Kampf gegen die alten Muster, diese werden sich auflehnen und in einem geeigneten Moment wieder zuschlagen. Versöhnung hingegen lässt Raum werden für Neues.
Teilen Sie sich dann Ihre Wahrnehmungen mit.

bullet«Woran würde ich feststellen, dass in unserem Beziehungssystem etwas nicht stimmt? Welche Signale an und in mir würden darauf aufmerksam machen? Welche Signale von meinem Partner würden darauf hinweisen?»
bulletSie haben ein gemeinsames Gespräch in Aussicht, in welchem Sie über Ihre Beziehung sprechen möchten. Im voraus stellen Sie sich folgende Frage: «Was denke ich, wird mein Partner in unserem Ehegespräch thematisieren wollen?»
bullet«Was müsste mein Partner/mein Gegenüber ansprechen, womit ich Mühe hätte oder das auf mich verletzend wirken würde?»
bulletIm Blick auf ein gemeinsames Gespräch stellen Sie sich die Frage: «Worüber möchte ich heute nicht sprechen?» Versuchen sie sich bewusst zu machen, was sie daran hindert, darüber sprechen zu wollen. Oft verbergen sich im Hintergrund Ängste, Befürchtungen und Minderwertigkeitsgefühle. Könnten Sie darüber sprechen?
bullet«Was denke ich, schätzt mein Partner an mir? Was ist an mir liebenswert, attraktiv oder begehrenswert?»
bullet«Was würden wir in der gewonnenen Zeit gemeinsam tun, wenn aus irgend einem Grund ein Konflikt/Streit ausbleiben würde? »
bulletUnd zum Schluss noch etwas einfaches: «Ich überlege mir, was könnte ich meinem Partner nettes sagen?» Und – Sagen Sie es ihm oder ihr!

Sollten Sie sich von einzelnen Fragen nicht angesprochen fühlen, so übergehen Sie diese einfach. Es kann auch sein, dass die obigen Fragen einiges auslösen, mit welchem Sie selbst überfordert sind. Haben Sie dann den Mut, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denken Sie daran: vielleicht trügt ja der Schein von den vielen harmonischen Beziehungen um Sie herum. Machen Sie den ersten Schritt, Ihnen zu liebe – und andere Menschen werden dies beobachten und vielleicht durch Ihren Schritt selber ermutigt werden, die eigene Situation zu überdenken.

 

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Revised: Oktober 26, 2002.